Klima & Verpackung: Auf den Stoffkreislauf kommt es an

Endlich wieder Anuga! Das mögen sich im Oktober viele der Aussteller und Besucher auf der weltgrößten Ernährungsmesse in Köln gedacht haben. Nach dem Ausfall 2020 gab es also in diesem Jahr wieder Gelegenheit, sich über Lebensmittelprodukte aus allen Regionen der Welt zu informieren. Und für das FÖV erneut die Chance, mit Fachleuten aus unterschiedlichen Bereichen über ökologisches Verpacken zu sprechen. Bereits zum dritten Mal stellte die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) dem FÖV ihren Messestand für die Ausrichtung eines „Anuga-Lunch-Talks“ zur Verfügung.

 

FÖV-Beiratsmitglied und stellvertretender BVE-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Feller hatte die Anregung dazu gegeben. Das FÖV hatte eingeladen und insgesamt acht Experten waren gekommen, um über „Klima & Verpackung“ zu diskutieren – ein Thema, das für Lebensmittelhersteller, Handel und Verpackungsindustrie gleichermaßen wichtig und dringlich ist.

 

Verbraucher fordern Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit, das machten alle Gesprächspartner deutlich, ist zu einer zentralen Anforderung an die Unternehmen geworden. Dabei spielt die zunehmende Sensibilisierung der Verbraucher für Klimaschutz eine zentrale Rolle. Nach Einschätzung der österreichischen Markenberaterin Martina Hörmer, die auf eine jahrzehntelange Erfahrung in Lebensmittelindustrie und Handel zurückblickt und ebenfalls im FÖV-Beirat engagiert ist, gibt es einen starken Verbrauchertrend hin zu umwelt- und klimafreundlicheren Produkten und Marken. „Grüne“ Produkteigenschaften seien heute ein maßgeblicher Grund für Kaufentscheidungen.

 

Produktschutz ist die Basis

In den Blick geraten dabei auch immer öfter die ökologischen Eigenschaften der Verpackung. Benedikt Kauertz, der beim ifeu Institut den Bereich der ökobilanziellen Bewertung von Verpackungen verantwortlich betreut, betonte allerdings, dass ökologische Verbesserungen nicht zu Lasten des Produktschutzes gehen dürften. Mit ihrer Kernfunktion leisteten Verpackungen einen wesentlichen Beitrag für die Eindämmung von CO2-Emissionen: „Auch klimagerechte Verpackungen müssen das Füllgut gut schützen. Die Umwelt gewinnt wenig, wenn ich durch eine optimierte Verpackung mehr Produktverlust habe. Die meisten Füllgüter haben einen deutlich höheren Umwelt-Impact als die Verpackung selbst.“

 

Für Dr. Oliver Wolfrum, der neben seinen Aufgaben als VDW-Geschäftsführer auch die Verantwortung als Generalbevollmächtigter des FÖV wahrnimmt, ist der geschlossene Stoffkreislauf ein besonders klimagerechtes Modell: „Faserbasierte Verpackungen wie zum Beispiel solche aus Wellpappe sind vollständig recyclebar. Das heißt, sie verbleiben im Kreislauf. Je mehr Recycling ich betreibe, umso mehr Ressourcenschutz ist damit verbunden. Und Ressourcenschutz ist gut fürs Klima.“

 

Nachwachsende Rohstoffe ökologisch vorteilhaft

Einig war sich Dr. Wolfrum mit Co-Gastgeber Klaus-Peter Feller, dass auch nachwachsende Rohstoffe vorteilhaft für das Klima seien. Einer einseitigen Bevorzugung von Mehrweg erteilte er dagegen eine klare Absage: „Mehrweg heißt vor allem mehr Wege“, so Dr. Wolfrum. Der damit verbundene Transport- und Reinigungsaufwand sei ökologisch nachteilig. Als Praktiker aus der Wellpappenindustrie konnte Christian Hössle, Leiter Zentrale Entwicklung und Qualitätsmanagement bei der Klingele Paper & Packaging Group, den Trend zu mehr Nachhaltigkeit bestätigen. Wellpappe biete als besonders effiziente Leichtbaukonstruktion auf Basis nachwachsender Rohstoffe im wettbewerbsintensiven Verpackungsmarkt besondere Vorteile.

 

Fazit: Die Anuga und der BVE Stand boten für das FÖV wieder einen perfekten Rahmen für ein Expertengespräch über Kreislaufwirtschaft. Zwar hat es das notwenige Hygienekonzept in diesem Jahr nicht erlaubt, Publikum am Stand zu empfangen. Aber die Diskussionsbeiträge und die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Onlineübertragung sowie eine ausführliche Berichterstattung durch die Lebensmittel Zeitung belegen das große Interesse an den Klimavorteilen geschlossener Stoffkreisläufe für Verpackungen.