Kein Abfall, sondern wertvoller Rohstoff

Interview mit Werner Knausz, Vorstand der Altstoff Recycling Austria AG und Beirat des Forum Ökologisch Verpacken

Die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) ist Österreichs führender Recyclingspezialist für Verpackungen. Durch die Sammlung und umweltgerechte Verwertung von jährlich rund 840.000 Tonnen Verpackungen gewährleistet das Unternehmen, dass der österreichischen Wirtschaft wertvolle Rohstoffe erhalten bleiben.

Herr Knausz, ARA ist spezialisiert auf das Recycling von Verpackungen. Was leistet das Unternehmen?
Zu allererst ist es wichtig, dass man als verantwortungsbewusstes Sammel- und Recyclingunternehmen Konsumenten und Unternehmen über die richtige Abfalltrennung informiert. Die ARA investiert dafür jährlich mehr als drei Millionen Euro. Das ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Mehr als 8 Millionen Österreicher trennen für uns gratis den Müll und helfen uns damit, die Kosten gering zu halten. Wir veredeln die gesammelten Materialien und stellen sie der Industrie als Rohstoffe zur Verfügung. Also Kreislaufwirtschaft pur.

Wie beurteilen Sie die Verwertbarkeit gebrauchter Verpackungen?
Verpackungen lassen sich in hohem Maß verwerten, wenn sie richtig restentleert wurden, also keine  beim Recycling störenden Inhaltsstoffe mehr aufweisen, und wenn sie getrennt in die richtige Altstofftonne entsorgt werden. Die Verwertung erfolgt einerseits, indem man sie wieder in den Kreislauf zurückführt – das ist die sogenannte stoffliche Verwertung. Und andererseits, indem man daraus Energie gewinnt, meist in Form von Strom und Fernwärme. Von allen in Österreich gesammelten Verpackungen wurden 2014 rund 85 Prozent stofflich und der verbleibende Anteil thermisch verwertet.

Wie hoch ist der Anteile faserbasierter Altverpackungen am Gesamtaufkommen? Gibt es Besonderheiten bei Sammlung und Recycling dieser Materialien?
42 Prozent der stofflichen Verwertungsmenge entfällt auf Verpackungen aus Papier, Karton und Wellpappe und der Rest auf Glas, Leichtverpackungen, Metalle und Holz.

Altpapier und Papierverpackungen werden – so wie auch Glasverpackungen –  in Österreich seit mehr als 50 Jahren getrennt gesammelt. Die Sammelquoten liegen in den Haushalten bei rund 85 Prozent und im Gewerbebereich bei über 90 Prozent. Die Altpapiereinsatzquote bei der Produktion von Papierverpackungen liegt in Österreich im Durchschnitt bei rund 65 Prozent, bei einzelnen Anwendungen bei nahezu 100 Prozent. Das ist ein großer Erfolg für nachhaltiges Wirtschaften.

Alle Jahre wieder häufen sich in der Vorweihnachtszeit die Medienberichte, die vor einer „Verpackungsflut“ und „Müllbergen“ warnen, verursacht durch das Einkaufen im Internet. Wie schätzen Sie das ein?
Richtig ist durchaus die Beobachtung, dass zu Weihnachten und zum Jahreswechsel mehr Verpackungen anfallen. Aufgrund der Feiertage kommt es dann am Jahresende zu überfüllten Sammelbehältern. Zwar fahren die Sammelmannschaften in der Weihnachtszeit an Samstagen zusätzliche Sonderschichten, können aber das hohe Aufkommen und die freien Tage nicht vollständig kompensieren. Darum sammeln Verbraucher zum Beispiel die Versandverpackungen aus Wellpappe in Bündeln, die sich neben der Tonne und dem Container stapeln. Das Entscheidende dabei ist: Auch diese gebrauchten Transportverpackungen sind kein Müll, sondern ein begehrter Rohstoff für die Papierindustrie. Altpapier und gebrauchte Verpackungen aus Papier bleiben eben nicht am Straßenrand stehen. Sie haben einen Wert – wirtschaftlich und ökologisch.