„Die klimaneutrale Verpackung ist möglich – wenn alle zusammenarbeiten“

Erich Weber wurde im Februar 2011 in den Vorstand der Deutschen Umweltstiftung gewählt, seit November 2011 ist er Stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Die Deutsche Umweltstiftung tritt für eine ökologisch ausgerichtete Bildungs- und Informationsarbeit ein. „Hoffnung durch Handeln“ – dies ist das Motto der 1982 in Mainz gegründeten und heute größten deutschen Bürgerstiftung. Die Deutsche Umweltstiftung ist politisch und wirtschaftlich unabhängig.

Herr Weber, Sie haben auf der FÖV-Konferenz zum Thema "Ökologisch verpacken – Stoffkreislauf statt Ressourcenverbrauch" referiert. Was glauben Sie: Wie wichtig ist Recycling für die Zukunft? Was können Unternehmen tun, um die ökologischen Vorteile dieses Prinzips künftig noch besser zu nutzen?
Unter dem Vorzeichen immer knapper werdender Ressourcen ist es unverzichtbar, wo immer es geht, Produkte aus Recyclingmaterialien herzustellen. Unternehmen können auf vielschichtige Art und Weise die Vorteile eines Stoffkreislaufsystems für sich nutzen: von der konsequenten Mülltrennung im Unternehmen über die Verwendung von Recyclingmaterialien bis hin zur Einbindung aller Maßnahmen in das Nachhaltigkeitskonzept des Unternehmens.

Welche Rolle spielen Verbraucher bei der Stärkung und Sicherung von Stoffkreisläufen?
Alle Verbraucherinnen und Verbraucher können durch ihr Konsumverhalten maßgeblich dazu beitragen, Produkte aus Recyclingmaterialien verstärkt nachzufragen und so Unternehmen zu unterstützen, die an dieser Stelle Verantwortung zeigen.

Wie kann man die Verbraucher mit ins Boot holen?
Das Bewusstsein für Stoffkreisläufe und nachwachsende Rohstoffe muss bei den Verbrauchern gestärkt werden. So organisiert die Deutsche Umweltstiftung beispielsweise im Rahmen ihres Projekts "Ein Baum für jedes Kind" bundesweit Baumpflanzaktionen mit Schülern. Dabei bekommt jedes Kind einen eigenen, heimischen Sämling, den es selbst pflanzen darf und auch später betreut und pflegt. Gerade den „Verbrauchern von morgen“ müssen wir frühzeitig Informationen an die Hand geben, damit sie sich bei den Themenfeldern Klimaschutz, Recycling und Kreislaufwirtschaft besser orientieren können.

Was ist die Aufgabe der Politik?
Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Die Politik sollte hier Anreize geben, die es Unternehmen und Verbrauchern erleichtern, auf Produkte aus Recyclingmaterialien zu setzen. Der Peak Oil – also das globale Ölfördermaximum – ist längst überschritten. Die Folgen sind bei den Rohölpreisen zwar aktuell noch nicht spürbar, da die Preissteigerung durch neue Ölfunde, die mit umweltschädlichen Methoden gefördert werden, noch verzögert wird. Umso gravierender werden die Folgen für ein von Rohstoffimporten abhängiges Land wie Deutschland sein, sollten sich die Rohstoff- und Energiepreise nach oben bewegen. Eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Politik sollte daher rechtzeitig gegensteuern und versuchen, mit intelligenten Stoffkreisläufen hier vorbeugend zu agieren. Letztendlich werden durch die Förderung von Kreislaufsystemen Arbeitsplätze im eigenen Land geschaffen, die Abhängigkeit von Importen reduziert, die Umwelt geschont und man kann sogar sagen: aktiver Naturschutz betrieben.

Welchen Beitrag leisten Verpackungen aus Papier zur Ressourcenschonung und zum Klimaschutz?
Jedes einzelne Stück Papier, das wir täglich verbrauchen – ob nun zum Verpacken, zum Beschreiben oder für Haushalt und Pflege, hat eine Wirkung auf Klima und Natur. Dabei gibt es Unterschiede zwischen Produkten aus Recyclingfasern oder Frischfasern. Im Bereich Energie- und Wasserverbrauch sind Recyclingprodukte im Vorteil, denn bei ihnen fällt bei dem Transport der Rohstoffe und bei der Produktion ein geringerer Teil an CO2-Emissionen und anderer Treibhausgase an, außerdem ist der Wasserverbauch geringer. Im Gegensatz zu vielen anderen Systemen sind es die Verpackungen aus Papier, hier besonders aus Altpapier, die als Sinnbild für einen ressourcenschonenden Umgang mit den verfügbaren Rostoffen stehen. 

Eine klimaneutrale Verpackung: Ist das zukünftig denkbar?
Da Verpackungen aus Papier, Karton und Wellpappe einen geringen Anteil nicht recycelter Rohstoffe verwenden, die zudem nachwachsend sind, sind sie potentiell klimaneutral. Die Deutsche Umweltstiftung richtet dabei gerne den Blick auf die vollständige Lieferkette: von der Rohstoffbeschaffung und dem Transport über die Herstellung und Konfektionierung bis hin zur Auslieferung an den Kunden und der Rückführung in den Stoffkreislauf. Hier gibt es viele Stellen, wo Energie benötigt, CO2 emittiert und Rohstoff verarbeitet wird. Lösungen, dem Kunden eine klimaneutrale Verpackung anbieten zu können, finden wir nur mit der Unterstützung aller Akteure. Und wenn es eine klimaneutrale Verpackung geben wird, dann unter Verwendung von möglichst 100 Prozent Altpapier.