Wellpappe als Beitrag zur Kreislaufwirtschaft
Interview mit Hanna Helander, Research Associate an der Professur für Gesellschaftliche Transformation und Kreislaufwirtschaft, Universität Freiburg
Frau Helander, die Forschungsgruppe Circulus wird eine Obstverpackung aus Wellpappe hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen untersuchen. Was genau erforschen Sie?
Wir werden für das „Obstkörbchen“ aus Wellpappe eine Ökobilanz erstellen. Durch die Analyse können wir die vier Fußabdrücke der Verpackung über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg auswerten: den Verbrauch von Wasser, Land und Rohstoffen sowie die Treibhausgasemissionen. Studien haben gezeigt, dass diese vier Fußabdrücke etwa 84 Prozent der Gesamt-Umweltbelastung beschreiben. Auf Basis dieser Ökobilanz werden wir verschiedene Zukunftsszenarien entwickeln und mögliche Wege für eine Transformation hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft untersuchen.
Warum haben Sie sich für diese Verpackung als Studienobjekt entschieden?
Wir wollen gesellschaftlich relevante Studien durchführen, die von Politik und Industrie wahrgenommen werden. Darum untersuchen wir Verpackungen, die im Markt etabliert und verbreitet sind – wie das Obstkörbchen. Wir vergleichen diese Verpackung aus Wellpappe mit Lösungen aus Kunststoff, die zu ähnlichen Zwecken eingesetzt werden. Hier wird es interessant sein zu erfahren, welche Verpackungen unter welchen Umständen ihre Aufgabe so umweltschonend wie möglich erfüllen können. Da Verpackungen wichtig für den Einzelhandel sind, dient das Beispiel Obstkörbchen auch stellvertretend für die Untersuchung von umweltfreundlichen Verpackungslösungen im großen Maßstab. Unser Ziel ist es, aus der Studie des Obstkörbchens mit Hilfe theoretischer Konzepte letztlich auch allgemeinere Aussagen mit politischer Relevanz abzuleiten.
Wie ordnet sich die Untersuchung des Obstkörbchens in das gesamte Forschungsprojekt Circulus ein?
Wir sind gerade dabei, eine umfangsreichere Studie zu Lebensmittelabfällen zu gestalten. Hier werden unterschiedliche Abfallmanagementstrategien ausgewertet und ebenfalls mögliche Zukunftsszenarien entwickelt. Da es ein direktes Verhältnis zwischen Lebensmittelabfällen und deren Verpackung gibt, hoffen wir, dass die Erkenntnisse aus beiden Studien sich gewinnbringend ergänzen.
Wie schätzen Sie das Verpackungsmaterial Wellpappe hinsichtlich seiner Beiträge für unsere Gesellschaft auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft ein?
Das ist eine spannende Frage. Mit dem Projekt „Circulus“ versuchen wir, einer Antwort näher zu kommen. Prinzipiell kann das Material Wellpappe durch seine Recyclingfähigkeit zu einem der drei zentralen Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, den „3R“ (Reduce, Reuse, Recycle), beitragen. Weil Wellpappe darüber hinaus auch aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, ist sie Teil des Kreislaufs des Ökosystems und kann auch dadurch zur Kreislaufwirtschaft beitragen.
Was erforscht das Circulus-Projekt noch?
Wir werden auch untersuchen, ob und wie die Kreislaufwirtschaftsstrategie die Herausforderungen der begrenzten Kapazität der Ökosysteme in Zukunft meistern kann. Darüber hinaus wollen wir Erkenntnisse darüber gewinnen, inwieweit das Kreislaufsystem bei Wellpappenverpackungen andere Prinzipien wie etwa die Reduzierung von Lebensmittelabfällen unterstützt oder mit ihnen in Konflikt steht. Wir freuen uns darauf, später genauere Ergebnisse präsentieren zu können.