Adieu Plastik: Handelskonzerne wollen weniger Kunststoff

Schon 2016 hatten das Bundesumweltministerium in Berlin und der deutsche Handelsverband der Plastiktüte den Kampf angesagt. Bis 2025 sollte der Pro-Kopf-Verbrauch von damals 71 auf 40 Tüten pro Jahr verringert werden. Mehr als 350 Unternehmen in Deutschland haben sich seither der Initiative angeschlossen. Nach Angaben der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung wurden so mehr als zwei Milliarden Plastiktüten weniger ausgegeben. Das entspricht einer Verringerung des Verbrauchs im Einzelhandel um ein Drittel.

 

Verbraucher wollen weniger Plastik

„Ein toller Erfolg“, findet Dr. Oliver Wolfrum, Generalbevollmächtigter des Forum Ökologisch Verpacken (FÖV). „Ich bin überzeugt davon, dass Handelskonzerne wie REWE, die als einer der ersten die Plastiktüte abgeschafft und Shoppingboxen aus Wellpappe eingeführt haben, eine Vorbildrolle in diesem Prozess haben." So ist die Plastiktüte in den meisten Supermärkten Deutschlands heute schon Geschichte. Und der erwartete Unmut der Konsumenten ist ausgeblieben. „Im Gegenteil, Plastikmüll zu reduzieren findet eine breite Zustimmung in der Gesellschaft – und das europaweit“, so Georg Mehlhart, der am Öko-Institut in Darmstadt zu diesem Thema forscht.

 

Handel ist kreativ beim Ersatz von Plastik

Der Handel reagiert. Nicht nur auf die Gesetzesinitiativen in der EU, sondern auch auf den Wunsch der Verbraucher nach mehr Nachhaltigkeit. Fast alle großen deutschen Lebensmittelhändler bemühen sich verstärkt darum, ihre Verpackungen aus Kunststoff zu reduzieren und durch umweltverträgliche Alternativen zu ersetzen. Dabei zeigen sie sich ebenso kreativ wie ambitioniert.

 

Lidl Österreich beispielsweise hat jüngst angekündigt, bis 2025 20 Prozent weniger Plastikverpackungen in seinen Regalen zu haben; bei den Eigenmarken sollen die Verpackungen in Zukunft 100 Prozent recycelbar sein. Lidl testete bereits ein Zellulosenetz aus zertifiziertem Buchenholz und eine gartenkompostierbare Folie auf Zellulosebasis für Bio-Gemüse. Aldi plant den Anteil an unverpacktem Obst und Gemüse weiter zu erhöhen; das bisher für Obst und Gemüse eingesetzte Plastik soll durch nachhaltige Materialalternativen ersetzt werden, darunter Karton und Wellpappe, aber auch „Exoten“ wie Graspapier und Papier aus Zuckerrohr.

REWE hat schon verschiedene Initiativen zur Plastikvermeidung gestartet, etwa die Kennzeichnung von Bio-Gemüse mit Laser-Logos und ebenfalls den Einsatz von Wellpappenschalen aus Graspapier. Edeka bezeichnet die  Reduzierung von Verpackungen als Schwerpunktthema und gibt an, dass der Anteil ökologisch vorteilhafter Verpackungen kontinuierlich erhöht werden soll.

 

Wellpappe ist „ökologisch positiv“

Gut also, dass es Verpackungen und Einkaufshilfen aus Wellpappe gibt. Durch ihre Umweltverträglichkeit kommen sie dem zunehmenden Umweltbewusstsein der Verbraucher und den Nachhaltigkeitszielen der Handelsunternehmen entgegen. Denn Wellpappe besteht aus nachwachsenden Rohstoffen und kann über den bestehenden Altpapierkreislauf ganz einfach recycelt werden. Wolfrum: „Wellpappe ist ein Paradebeispiel für ökologisches Verpacken. Das wissen Verbraucher und Händler, die besonders die natürliche Rohstoffbasis und das vollständige Recycling schätzen.“