Mehr Wald

Wie die Bioökonomie der Papier- und Wellpappenhersteller zum Waldwachstum in Europa beiträgt

 

Weg vom linearen Verbrauch fossiler Ressourcen und hin zu einem nachhaltigen Wirtschaften, das sich am Beispiel natürlicher Stoffkreisläufe orientiert: An diesem Prinzip kommt keine Nachhaltigkeitsstrategie vorbei, die praktikable Lösungen für den Klimaschutz aufzeigen will. Die Herausforderung ist groß. Im vergangenen Jahr hat die EU-Kommission ein umfangreiches Paket an Maßnahmen vorgestellt, die dazu beitragen sollen, das Klimaziel von 55 Prozent Treibhausgaseinsparung bis 2030 zu erreichen.

 

Wälder als CO2-Senken

Dazu zählt auch die verstärkte Nutzung der Funktion von Mooren, Wäldern und anderer Naturflächen als CO2-Senken. Unter anderem sollen bis 2030 drei Milliarden Bäume neu gepflanzt werden. Deren Klimaschutzeffekt geht darauf zurück, dass sie beim Wachstum durch Fotosynthese das gasförmige Kohlendioxid der Atmosphäre entziehen und den darin enthaltenen Kohlenstoff im Holz speichern. Auch nach Weiterverarbeitung zu Papier und zu Papierprodukten wie Wellpappe bleibt der Kohlenstoff in den Fasern gebunden. Das gilt auch für die vielen Recyclingzyklen, die charakteristisch für Papiererzeugnisse sind. Erst wenn die Faser für die Energiegewinnung genutzt wird, gelangt das CO2 zurück in die Atmosphäre, wo es erneut für die Fotosynthese der Bäume und anderer Pflanzen zur Verfügung steht. Der Kreislauf schließt sich.

 

Eine vom europäischen Papierverband Confederation of European Paper Industries (CEPI) im Jahr 2020 veröffentlichte Studie belegt, dass durch die Nutzung der Wälder und forstbasierter Produkte in Europa der Atmosphäre bislang bereits jährlich 806 Millionen Tonnen CO2 entzogen werden. Das entspricht rund 20 Prozent aller CO2-Emissionen der EU-Mitgliedsstaaten. Und der Wald wächst. In Europa ist laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

(FAO) allein im Zeitraum zwischen 1990 und 2015 die bewaldete Landfläche um 44.000 Quadratkilometer größer geworden.

 

Ökologie und Wirtschaftlichkeit

Einer der wichtigsten Gründe für das Plus an Waldfläche ist die Verarbeitung von Holz in der Bau- und Möbelindustrie sowie in der Zellstoff- und Papierindustrie. Die forstbasierte zirkuläre Bioökonomie ist ein Musterbeispiel für ein integriertes industrielles Ökosystem, in dem Rohstoffe, Nebenprodukte und Reststoffe effizient genutzt werden. An keiner Stelle der Wertschöpfungskette entsteht Abfall, der „entsorgt“ werden müsste.

 

Die Zellstoff- und Papierhersteller verarbeiten beispielsweise Schwachholz, das bei Durchforstungs- oder Fällarbeiten anfällt. Das Stammholz ausgewachsener Bäume ist dagegen Ausgangsmaterial für die Weiterverarbeitung zu Möbeln, Dachbalken oder anderen Holzprodukten. Waldbesitzer in den Herkunftsländern forstbasierter Produkte wissen, dass ihre wirtschaftliche Zukunft unmittelbar mit der meist seit Generationen gepflegten nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Wälder zusammenhängt. Rund drei Viertel des von der europäischen Zellstoff- und Papierindustrie verarbeiteten Holzes ist daher heute auch bereits mit den Nachhaltigkeitssiegeln PEFC oder FSC zertifiziert.

 

Bioökonomie auf dem Vormarsch

Verpackungen aus Wellpappe entsprechen den Prinzipien der Bioökonomie. Das Ausgangsmaterial Holz für die Papierherstellung wächst nach. Und nach Gebrauch der Verpackung sorgt eine nahezu lückenlose Erfassung des Recyclingmaterials dafür, dass die aus dem Holz gewonnenen Fasern mehrfach in immer neuen Produktionsprozessen zirkulieren. Neueren Erkenntnissen zufolge kann die Faser in der Wellpappe mindestens 20-mal ohne nennenswerten Qualitätsverlust recycelt werden. „Das verstärkte Interesse aus der verpackenden Industrie und dem Einzelhandel am Ersatz erdölbasierter Kunststoffverpackungen durch Lösungen aus Wellpappe macht deutlich, wie stark die Bioökonomie auch bei Verpackungen auf dem Vormarsch ist“, kommentiert der FÖV-Generalbevollmächtigte Dr. Oliver Wolfrum diese Entwicklung.