Kreislaufwirtschaft – ein Erfolgsmodell

Interview mit dem FÖV-Beirat Dr. Fritz Flanderka

 

Seit Ende 2021 unterstützt der ausgewiesene Kreislaufwirtschaftsexperte als Beiratsmitglied die Arbeit des Forum Ökologisch Verpacken. Dr. Flanderka ist Geschäftsführer der Reclay Group und Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE).

 

Herr Dr. Flanderka, welchen Stellenwert hat die Kreislaufwirtschaft bei der nachhaltigen Zukunftsgestaltung?

 

Wir befinden uns mitten in einem Transformationsprozess. Wir orientieren uns heute zunehmend an einer Produktionsweise, die stark auf Stoffkreisläufe setzt. Spätestens seit dem Schließen der Abfalldeponien Anfang der 90er Jahre war klar, dass wir uns vom Wegwerf-Prinzip verabschieden und das in Abfällen schlummernde Rohstoff-Potenzial nutzen müssen. Auf diesem Weg lassen sich natürliche Ressourcen schonen und Nachhaltigkeit schaffen. Dem trug auch der Gesetzgeber durch die Bezeichnung der entsprechenden Gesetze Rechnung: Aus dem früheren „Abfallgesetz“ wurde 2012 das „Kreislaufwirtschaftsgesetz“, dessen letzte Novellierung 2020 in Kraft trat. Ganz aktuell hat die zirkuläre Rohstoffnutzung mit der krisenbedingten Rohstoffverknappung besondere Relevanz bekommen.

 

Was können papierbasierte Verpackungen wie Wellpappe zur Kreislaufwirtschaft beitragen?

 

Das Recycling papierbasierter Verpackungen ist schon seit Jahrzehnten Vorreiter der Kreislaufwirtschaft. Wellpappe beispielsweise wird schon lange bei gewerblichen Anfallstellen wie Supermärkten sortenrein gesammelt und an die Papierindustrie abgegeben. Je nach Marktlage lassen sich mit diesen Rohstoffen auch noch attraktive Erlöse erzielen. Verpackungen aus Papier sind prädestiniert für die stoffliche Verwertung: Die in den gebrauchten Verpackungen enthaltenen Papierfasern lassen sich mit geringem technischem Aufwand und Energieeinsatz in wenigen Arbeitsschritten für die Herstellung neuer Papierprodukte gewinnen – ein wirtschaftlich und ökologisch vorteilhafter Kreislauf.

 

Welche Rolle spielen Verbrauchereinstellungen und -verhalten?

 

Der Aufwand für die Sammlung, Sortierung und Aufbereitung der Wertstoffe hat entscheidenden Einfluss darauf, wie sich der Stoffkreislauf auszahlt – sowohl unter Umwelt- als auch unter Wirtschaftlichkeitsaspekten. Unkenntnis über das korrekte Trennen der Verpackungsabfälle führt leider immer noch zu Fehlwürfen in den Wertstofftonnen. Das macht in den Recyclinganlagen zusätzliche Arbeitsschritte erforderlich. Mit Aufklärungsarbeit wie der Kampagne „Mülltrennung wirkt“ arbeiten die Dualen Systeme daran, das Recyclingbewusstsein in der Bevölkerung weiter zu schärfen und so für mehr Effizienz beim Recycling zu sorgen. Das Recycling von Papier, Karton und Wellpappe ist dagegen weitgehend gelernt. Beispielsweise fällt es den Menschen leicht, einen Versandkarton aus Wellpappe den blauen Tonnen für das Altpapierrecycling zuzuordnen. So wird aus der gebrauchten Verpackung verlässlich wieder ein neuer Karton. Das ist auch genau das, was Verbraucher vom Recycling verlangen.

 

Was erwarten Sie von der Arbeit des Forum Ökologisch Verpacken?

 

Um das Ziel einer möglichst umfassenden Kreislaufwirtschaft zu erreichen, müssen viele Partner zusammenarbeiten: Wirtschaftsunternehmen und -verbände, Zivilgesellschaft und Politik. Mit dem Forum Ökologisch Verpacken gibt es seit inzwischen zehn Jahren eine Initiative, die verschiedene Akteure zusammenbringt, um sich darüber auszutauschen und Impulse zur Weiterentwicklung dieses Wirtschaftsprinzips zu geben. Ich freue mich darauf, in den nächsten Jahren meine Erfahrungen in dieses Projekt einbringen zu können.