Recycling-Rohstoff, der nachwächst
Wellpappe ist „Recycling-Weltmeister“. Diesen Titel verleiht das Forum Wellpappe Austria, der Branchenverband der österreichischen Wellpappenhersteller, dem Packstoff aufgrund seiner hohen Recyclingquote. Mit 98,8 Prozent gibt der Verband den Anteil gesammelter und wiederverwerteter Wellpappe an. Im System effizienter und ökologischer Stoffströme erfüllt dieser Champion eine wichtige Funktion: Ohne Wellpappe kein Altpapierkreislauf. Prof. Bernd Bilitewski, Vorsitzender des Altpapierrats und Beirat des Forum Ökologisch Verpacken, hält gebrauchte Wellpappe für den Treibstoff des Altpapier-Recyclings: „Dieses Material stärkt den Papierkreislauf. Wellpappe und Kraftpapiere bringen besonders leistungsfähige Zellstofffasern in den Kreislauf – ein wichtiger Faktor für die Papierherstellung.“
Jede Papierfaser kann nach Auskunft Bilitewskis bis zu 20 oder 25 Mal recycelt werden. „Erst wenn die Faser biologisch oder physikalisch zerstört ist, wird sie der thermischen Verwertung zugeführt“, sagt der Altpapierexperte. „Das geschieht fast immer in der Papierfabrik, die sie dem Kreislauf entnehmen musste. Dort liefert sie Energie für die Papierherstellung.“ Wie oft eine Papierfaser letztlich tatsächlich den Prozess durchläuft, wird auch davon beeinflusst, in welchem Zustand sich die anderen Fasern befinden, mit denen sie verarbeitet wird. Bilitewski: „Das lässt sich nicht pauschal sagen, sondern hängt immer von der Mischung ab.“
Ohne Frischfasern geht es nicht
Klar ist, dass die Verluste in der Stoffaufbereitung durch Frischfasern aufgefüllt werden müssen. „Ohne Frischfasern kein Recycling“, sagt Jörn Braun, Sales Director bei SCA Containerboard Middle Europe. „Ohne die kontinuierliche Zufuhr von Frischfasern in das Rohstoffsystem würde der Markt für Recyclingfasern innerhalb kürzester Zeit zusammenbrechen.“ Braun ist Experte für die Herstellung von Papieren aus Frischfasern, so genannter Kraftliner; sein Arbeitgeber SCA ist der größte private Waldbesitzer in Europa. Er hält die Entwicklung immer leistungsfähigerer Wellpappenverpackungen aus Recyclingmaterial für eine Erfolgsgeschichte und ist davon überzeugt: „Um diese Erfolgsstory fortzuschreiben, braucht es einen ausgewogenen Rohstoffmix.“ Das heißt: Auch Verpackungen, die nicht ausschließlich aus Recyclingmaterial hergestellt wurden, erfüllen im Stoffkreislauf eine wichtige Funktion.
Für die Herstellung von Papieren aus Frischfasern werden keine Baumstämme eingesetzt, die viel gewinnbringender für die Möbel-, Fenster- und Türenherstellung genutzt werden können. Vielmehr kommt dafür Material aus Baumkrone, Geäst oder Schwachholz zum Einsatz. Diese Holzteile werden kleingehäckselt und in der Kraftlinermaschine zu Wellpappenrohpapier verarbeitet. Dem Wald bekommt das gut, sagt Braun: „SCA besitzt in Schweden 2,6 Millionen Hektar Wald, das entspricht etwa der Fläche Belgiens. Dank der verantwortlichen Nutzung unseres Waldbestandes beträgt der jährliche Nettozuwachs unserer Wälder ein Prozent.“
Gut für das Waldwachstum
In Europa insgesamt nimmt der Waldbestand seit 25 Jahren langsam, aber kontinuierlich zu – jährlich um etwa 700.000 Hektar, das entspricht circa 0,33 Prozent. In Österreich werden ebenfalls frische Holzfasern zur Papierherstellung genutzt – hier ist der Baumbestand seit den 60er Jahren um etwa ein Drittel gewachsen. Rund 4 Millionen Hektar, das ist fast die Hälfte der Fläche der Alpenrepublik, sind mit Wald bedeckt. Auch eine meisterliche Leistung auf dem Gebiet nachwachsender Rohstoffe – und wichtig fürs Recycling.