Anuga-Lunch-Talk: Experten reden über „grüner verpacken“ in der Lebensmittelbranche

Die natürliche Rohstoffbasis und das effiziente Recycling machen Verpackungen aus Wellpappe zu einem wesentlichen Bestandteil jeder Nachhaltigkeitsstrategie. Darüber waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion auf der Anuga 2019 in Köln einig. Fachleute aus Wirtschaft, Forschung und Politik diskutierten darüber, welche Wege die Lebensmittelindustrie hin zu mehr Nachhaltigkeit einschlagen könnte. Eingeladen zum Anuga-Lunch-Talk hatte das Forum Ökologisch Verpacken (FÖV) gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE).

 

Gastgeber Peter Feller, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der BVE, machte zu Beginn klar, dass es vor allem um die Stärkung des Recyclings geht. „Um die anspruchsvollen Recyclingquoten des Verpackungsgesetzes zu erfüllen, benötigen wir auch Verpackungen, die in einem hohen Maße recyclingfähig sind“, sagte Feller. Letztlich komme es darauf an, immer mehr Stoffströme in Kreisläufen zu schließen. Eine Entwicklung, die er in seiner Funktion als Beirat des FÖV aktiv unterstützt.

 

Recycling muss funktionieren

„Zukunftsfähige Stoffkreisläufe zeichnen sich durch eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung aus und dadurch, dass die gebrauchten Wertstoffe nahezu vollständig erfasst werden“, erläuterte Dr. Oliver Wolfrum, FÖV-Generalbevollmächtigter und Geschäftsführer des Verbandes der Wellpappen-Industrie, und führte als Beispiel das Wellpappenrecycling an. „Wir übertreffen die gesetzlich vorgegebenen Recyclingquoten schon lange, und zwar ohne staatliche Regulierung. Das funktioniert rein marktwirtschaftlich“, so Wolfrum.

 

Matthias Dondrup, Senior Manager Public Affairs D-A-CH von Danone, bestätigte die Bedeutung recyclingfähiger Verpackungen für die Lebensmittelindustrie. „Danone hat sich verpflichtet, den Recyclinganteil aller seiner Verpackungendeutlich zu erhöhen. Wir benötigen große Mengen lebensmitteltauglicher Kunststoffrezyklate und arbeiten deshalb an innovativen Wiederverwertungsverfahren.“

 

Wellpappe ist nicht wegzudenken

Die Konsumentenperspektive brachte Marcela Nitschke, Corporate Responsibility Manager bei ALDI Nord, in die Debatte ein. „Auch wenn es viele wichtige Corporate-Responsibility-Themen gibt: Für den Verbraucher sind ökologische Verpackungen sehr relevant, weil er damit direkt in Kontakt kommt.“ Die Nachhaltigkeitsexpertin verwies auf das Ziel von ALDI, bis zum Jahr 2022 sämtliche Eigenmarken-Verpackungen recyclingfähig zu gestalten. „Papierbasierte Verpackungen haben für uns einen hohen Stellenwert, wir recyceln sie in unseren Filialen zu fast 100 Prozent“, so Nitschke. „Bei der Wahl von Verpackungsmaterialien ist Wellpappe für uns nicht wegzudenken, da sie aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird und eine günstige CO2-Bilanz hat.“

 

Die verstärkte Nachfrage des Handels und der verpackenden Industrie nach Wellpappe eröffnet den Verpackungsherstellern ganz neue Anwendungsgebiete. So konnte Thomas Gissler-Weber, Geschäftsführer von Gissler & Pass, eine Bierkiste aus Wellpappe vorstellen, die von der Brauerei im Mehrweg-Einsatz ist. „Die Kiste aus E/B-Welle ist so stabil, dass sie sich problemlos auf Paletten stapeln und transportieren lässt“, so der Wellpappenhersteller. „Im Gegensatz zur Kunststoffkiste lässt sie sich aber markengerecht bedrucken und nach mehreren Umläufen vollständig recyceln.“

 

Verbraucherakzeptanz ist entscheidend

„Mit unseren Innovationen können wir einen großen Beitrag zum ökologischen Verpacken in der Lebensmittelindustrie leisten“, sagte Nico Heitmann, Head of National Marketing and Business Development bei Smurfit Kappa. „Aber die Entwicklungen müssen eben auch beim Verbraucher gut ankommen. Bag-in-Box-Lösungen für Getränke und andere flüssige Konsumgüter beispielsweise würde ich in Deutschland eine ähnliche Verbreitung wünschen wie in anderen Ländern.“