10 Jahre FÖV – Einsatz für zukunftsfähige Verpackungsstrategien

Die Zeit war reif. Klimawandel, Plastik in den Ozeanen, Müllexporte aus Deutschland nach Asien – die Berichte über Umweltprobleme hinterließen Spuren bei den Verbrauchereinstellungen und den Nachhaltigkeitsstrategien von Konsumgüterindustrie und Handel. Als sich 2012 die Wellpappenverbände Deutschlands, Österreichs und der Schweiz zur Gründung des Forum Ökologisch Verpacken (FÖV) entschlossen, forderten laut einer Befragung der Lebensmittel Zeitung bereits 80 Prozent der Verbraucher mehr recyclingfähige Verpackungen. Ressourcenschonung und Stoffkreislauf haben deshalb bei Verpackungsentscheidungen in Industrie und Handel hohe Priorität.

 

Den Fachleuten aus der Wellpappenindustrie war klar, dass ihre Erfahrung auf dem Weg zu nachhaltigen Verpackungslösungen wertvoll ist. Ihr Produkt Wellpappe wird aus nachwachsendem Rohstoff hergestellt und zirkuliert in einem jahrzehntelang bewährten Stoffkreislauf – ein Zukunftsmodell. Manager und Fachleute der Industrie wollten ihre Kenntnisse und Positionen in einem neutralen Rahmen mit Experten aus Wissenschaft, Politik und anderen Wirtschaftsbereichen diskutieren, um so das Prinzip Kreislaufwirtschaft voranzubringen. Die Idee der Dialogplattform Forum Ökologisch Verpacken war geboren.

 

Eine Vielzahl von Veranstaltungen, wissenschaftlichen Studien und Publikationen haben seither deutlich unterstrichen, dass papierbasierte Verpackungen wie Wellpappe eine zentrale Rolle auf dem Weg in die angestrebte Kreislaufwirtschaft spielen. Und nicht nur das. Auch in puncto Klimaschutz bieten Kartons, Schachteln und Steigen aus diesem Material Vorteile, die immer wichtiger werden. „Wellpappe könnte die erste klimaneutrale Verpackung werden“, prognostizierte Jörg Sommer, Vorsitzender der Deutschen Umweltstiftung, bei der Auftaktveranstaltung des FÖV im September 2012 während der FachPack in Nürnberg.

 

Vieles spricht für die Klimavorteile der Wellpappe – auch gegenüber Mehrwegsystemen, die immer wieder als vermeintlich ressourcenschonende Alternative genannt werden. Eine Untersuchung des bifa Umweltinstituts hat erst im vergangenen Jahr für den Bereich der Versandverpackungen nachgewiesen, dass in der Mehrzahl der untersuchten Verpackungsvarianten Wellpappe weniger Treibhausgasemissionen verursacht als Mehrweg. Benedikt Kauertz vom Heidelberger ifeu-Institut sieht darüber hinaus in den sehr guten Schutzeigenschaften der Wellpappe einen bedeutenden Klimaschutzbeitrag. Bei einer Diskussionsveranstaltung des FÖV auf der weltgrößten Ernährungsmesse anuga verwies der Verpackungsexperte darauf, dass der Umwelteinfluss durch den Energie- und Rohstoffeinsatz für die Herstellung von Produkten weit größer sei als der ihrer jeweiligen Transportverpackung.

 

Mit Expertenrunden wie auf der anuga hat sich das FÖV in den zehn Jahren seines Bestehens einen guten Ruf als neutrale Plattform für Meinungs- und Wissensaustausch erworben. Mitdiskutiert hatten außer dem ifeu-Fachmann noch Vertreter von ALDI SÜD, PepsiCo, der Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie (BVE) und der Wellpappenindustrie. Ähnliche Paneldiskussionen konnte das FÖV in den vergangenen Jahren auch beim Gottlieb-Duttweiler-Institut in Zürich, bei GS1 in Köln und am Sitz der BVE in Berlin organisieren.

 

Von Anfang an standen auch das Sammeln und Aufbereiten von Fakten zur Nachhaltigkeit von Verpackungen auf dem FÖV-Programm. Im Zuge der immer dringlicher werdenden Frage, wie die Plastikvermüllung des Planeten zu stoppen sei, fragen viele verpackende Industrieunternehmen und ihre Handelspartner nach Ersatz von Kunststoffverpackungen durch recyclingfähige papierbasierte Verpackungen wie Wellpappe. Die gute Nachricht ist: Für rund 21 Prozent aller Verpackungslösungen aus Kunststoff könnte auch Wellpappe eingesetzt werden.

 

Mit diesem Ergebnis einer im Jahr 2019 vom FÖV beauftragten Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) besteht Klarheit über das große Substitutionspotential, das sich noch nutzen lässt. Besonders interessant ist diese Erkenntnis für alle, die sich im politischen Raum für mehr Stoffkreislauf engagieren. So griff die Deutsche Umweltstiftung unter dem Titel „Wege aus der Kunststofffalle“ das Thema im Rahmen einer eigenen Publikation und eines Fachgesprächs auf. Teilgenommen haben NGOs, Unternehmen und Vertreter politischer Parteien.

 

Fachliches Rückgrat aller Aktivitäten ist der FÖV-Beirat, der mit seiner Besetzung ein möglichst breites Spektrum von Einflussgruppen im Verpackungssektor abbildet. Neben der Deutschen Umweltstiftung mit ihrem Vorsitzenden Jörg Sommer und dem Stellvertretenden Hauptgeschäftsführer der BVE, Klaus-Peter Feller, gehören dem Beirat im FÖV aktuell folgende Persönlichkeiten an: Rainer Kant, Forstexperte der Bundesarbeitsgemeinschaft umweltbewusstes Management (B.A.U.M.), Martina Hörmer, Beraterin für „grüne“ Markenentwicklung, Michael Kuhndt, Geschäftsführer Collaborative Centre for Sustainable Consumption and Production (CSCP) sowie Edzard Schönrock, Unternehmensberater Nachhaltigkeit. Seit 2021 neu im Beirat sind Dr. Fritz Flanderka, Geschäftsführer Reclay, und Prof. Samuel Schabel, Leiter des Fachgebiets Papierfabrikation und Verfahrenstechnik, Technische Universität Darmstadt.

 

„Erkenntnisgewinn und Dialog stehen auch im zehnten Jahr des FÖV-Bestehens im Fokus unserer Arbeit. Unser besonderes Interesse gilt aktuell den Verbrauchereinstellungen und -wünschen zu nachhaltigem Verpacken. Dazu planen wir die Erstellung eines Gutachtens, das in einem partizipativen Prozess von einer Verbrauchergruppe gemeinsam mit Fachleuten unter der Regie der Deutschen Umweltstiftung erstellt wird“, erläutert der FÖV-Generalbevollmächtige Dr. Oliver Wolfrum. Zu erwarten sind, ähnlich wie bei früheren, vergleichbaren Projekten, wertvolle Anregungen für Verpackungsentscheider in Politik und Wirtschaft. Die Ergebnisse werden zum Jahresende vorliegen.