Verpackungsrecycling: Aufklärung ist gefragt

„Der Kenntnisstand in puncto Verpackungsrecycling ist in weiten Teilen der Öffentlichkeit nicht sehr hoch, hier sollte Aufklärungsarbeit geleistet werden. Das gilt sowohl für Entscheider aus Handel, Industrie und Politik als auch für Verbraucher.“ Zu diesem Schluss kam Oliver Krieg, Senior Director des Bielefelder Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid, bei der Präsentation aktueller Forschungsbefunde vor dem Beirat des Forum Ökologisch Verpacken (FÖV) am 10. Dezember in Darmstadt. Auf Einladung des FÖV referierte Krieg über das Wissen und die Einstellung zur Wiederverwertung von Verpackungen in Wirtschaft, Politik und breiter Öffentlichkeit.

Für Politiker ist Recyclingfähigkeit am wichtigsten
Basis von Kriegs Ausführungen waren repräsentative Erhebungen aus den Jahren 2014 und 2015. Demnach ist das Öko-Image recyclingfähiger Verpackungen aus Papier und Pappe zwar gut, das konkrete Wissen zur Wiederverwertung aber noch lückenhaft. Eine wesentliche Erkenntnis: Politiker legen besonderen Wert auf die ökologischen Eigenschaften von Verpackungen: Für 92 Prozent der befragten höheren Ministerialbeamten ist die Wiederverwertbarkeit besonders wichtig. Bei Entscheidern aus Industrie und Handel liegt der Wert mit 64 Prozent schon deutlich darunter. „Für Wirtschaftsvertreter sind pragmatische Erwägungen wichtiger als die gute Wiederverwertbarkeit von Verpackungen“, so Krieg. Verpackungseigenschaften wie hohe Stabilität, leichte Handhabung, platzsparende Lagerung und ein gutes Preis-Leitungsverhältnis wird eine höhere Bedeutung beigemessen. „Aber die Bedeutung der Recyclingfähigkeit nimmt auch bei den Unternehmensvertretern zu.“ Dabei haben die Wirtschaftsvertreter ein besonders positives Bild von papierbasierten Verpackungen, wenn es um ökologische Fragen geht. Krieg: „Sie halten Papier und Pappe für ressourcenschonender als alle anderen Materialien und sind davon überzeugt, dass nur Holz eine noch bessere Öko-Bilanz aufweist.“

Verbraucher zeigen ein ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein, wenn es um Verpackungen geht, zum Beispiel für Obst und Gemüse. „Für 93 Prozent der befragten Konsumenten ist die gute Recyclingfähigkeit wichtig oder sogar sehr wichtig“, erläutert Krieg. Auch die Herkunft des Verpackungsmaterials für Früchte wird seinen Erkenntnissen zufolge kritisch betrachtet: Neun von zehn Befragten halten die Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen für wichtig oder sehr wichtig. Die Recyclingfähigkeit papierbasierter Verpackungen schätzen Verbraucher insgesamt positiv ein. 79 Prozent glauben, dass Kisten, Schachteln und Kartons aus diesem Material gut wiederzuverwerten sind. Bei der Einschätzung der Umweltverträglichkeit insgesamt liegen Verpackungen aus Papier und Pappe ganz leicht vor solchen aus Holz und Glas; dieses Spitzentrio hat beim Verbraucher ein deutlich besseres Öko-Image als Verpackungen aus Kunststoff, Metall oder Materialverbunden.

Geringer Kenntnisstand
Bei aller Wertschätzung des Kreislaufprinzips: Ihr eigenes Wissen über Recycling und Stoffkreisläufe halten die Verbraucher für eher gering. „Ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung gibt sich selbst hinsichtlich des Informationsstandes nur ein ,Befriedigend‘ – viele fühlen sich bei diesem Thema offenbar unsicher“, erläutert Krieg. Belegt wird diese Vermutung durch die Umfrageergebnisse: Weniger als die Hälfte wissen, dass gebrauchte Wellpappenverpackungen über den Altpapierkreislauf vollständig recycelt werden. Jeder Siebte geht davon aus, dass die erneut verwendet oder auf einer Mülldeponie gelagert werden; jeder Vierte glaubt, dass sie verbrannt werden.

Bei den Profis aus Unternehmen, die Verpackungen nutzen und anwenden, sieht es ähnlich aus. „Zwar hat sich bei den Vertretern aus Industrie und Handel der Wissenstand kontinuierlich verbessert, aber unsere Erhebungen in diesem Jahr belegen: Nur knapp die Hälfte der Befragten fühlt sich gut informiert.“ Krieg zieht ein klares Fazit. „Es gibt in der Öffentlichkeit bei weitem keine Informationssättigung zum Thema Verpackungsrecycling, vielmehr einen großen Spielraum für Aufklärungsarbeit und Kommunikation.“