Wellpappenrecycling: Vorbild für die Kreislaufwirtschaft

Laut WWF Deutschland fallen jährlich weltweit ca. 78 Millionen Tonnen gebrauchte Plastikverpackungen an – 32 Prozent davon gelangen unkontrolliert in die Umwelt, wie zum Beispiel in die Meere. Rund 150 Millionen Tonnen Plastik schwimmen insgesamt derzeit in den Ozeanen – das haben Forscher der Ellen MacArthur Foundation im Auftrag des Weltwirtschaftsforums ermittelt. Nach den Hochrechnungen der Studie wird es 2050 voraussichtlich mehr Plastik als Fische in den Ozeanen geben.

Ein vielversprechender Ansatz für die Lösung dieses Problems besteht Experten zufolge darin, weltweit funktionierende Stoffkreisläufe für Kunststoffverpackungen zu schaffen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sagte im Mai auf einer Expertenkonferenz zum Thema Meeresmüll in Bremen: „Kunststoffe müssen zukünftig recyclingfähig gestaltet werden und in allen Ländern müssen funktionierende Recycling- und Abfallwirtschaftssysteme geschaffen werden.“ 

Vorbild Wellpappe
Verpackungen aus Papier machen vor, wie es geht. Wellpappe beispielsweise wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz nahezu vollständig recycelt. Die einzelnen Papierfasern lassen sich dabei mehrmals in der Papierproduktion einsetzen. „Diese Nutzungskaskade ist einmalig in der Abfallwirtschaft und auch im Handel gilt der Altpapierkreislauf als Musterbeispiel“, sagt Prof. Bernd Bilitewski, Beirat des Forum Ökologisch Verpacken und Vorsitzender des Altpapierrats. So wird der Lebenszyklus jeder Papierfaser optimal ausgenutzt – und das komplett umweltfreundlich. „Bei Kunststoff herrscht deutlicher Nachholbedarf, wenn es um die stoffliche Verwertung geht", sagt Matthias Franke vom Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. Lediglich die Hälfte des gesammelten Plastikmülls wird stofflich verwertet.

Ökologisch wertvoll
Dank ihrer optimalen Recyclingfähigkeit und des vorbildlichen Stoffkreislaufs kann gebrauchte Wellpappe effizient als Sekundärrohstoff für die Papierherstellung verwendet werden: Durchschnittlich 80 Prozent einer Wellpappenverpackung besteht in Deutschland aus Recyclingmaterial, in Österreich sind es 78 Prozent und in der Schweiz 74 Prozent. Ob von privaten Haushalten oder aus dem Handel; über das Altpapier gelangt gebrauchte Wellpappe sortenrein in die Papierwerke, wo sie zu neuem Papier verarbeitet wird. Für die heimischen Papierfabriken ist dieses Material der wichtigste Rohstoff: Die deutsche Papierindustrie hat mit einer Altpapiereinsatzquote von 74,5 Prozent im vergangenen Jahr einen Rekordwert erreicht. Auf dieser Grundlage hat sich ein seit vielen Jahrzehnten funktionierendes und wirtschaftlich wie ökologisch vernünftiges Recyclingsystem etabliert. Gebrauchte Wellpappe ist ein wertvoller Rohstoff.

Und selbst wenn papierbasierte Verpackungen einmal in der Umwelt landen sollten, ist das kein Problem: Sie haben ihren Ursprung in der Natur, bestehen aus Zellstoff –  ein nachwachsender Rohstoff – und sind biologisch abbaubar. Wellpappenverpackungen sind somit ein Musterbeispiel für umweltfreundliche und nachhaltige Verpackungen.