Stoffkreislauf weiterdenken

Impulse für die Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft geben – so sieht der achtköpfige, unabhängige Beirat des FÖV seine Aufgabe. Ein Entwurf der EU-Kommission für eine europäische Verpackungsverordnung gab in diesem Jahr viel Diskussionsstoff. Die Umsetzung würde den Stoffkreislauf der Wellpappe gefährden.

Sie arbeiten in Forschungseinrichtungen, Unternehmensberatungen, Wirtschaftsverbänden und Umweltorganisationen. Ihr beruflicher Fokus liegt auf Fragen der Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft. Die Rede ist von den acht unabhängigen Experten, die als Beiräte im Forum Ökologisch Verpacken ihre Sachkenntnis einbringen, Themen setzen und Anregungen für zielführende Aktivitäten geben. Was sie eint, ist ihre Überzeugung, dass nachhaltige Verpackung auf Stoffkreisläufe setzen sollte. Das zugrunde liegende Prinzip der Kreislaufwirtschaft hilft, Ressourcen zu schonen, Umwelt zu schützen und CO2 -Emissionen zu begrenzen. Verpackungen aus Wellpappe machen es vor.

 

Dass der Entwurf der EU-Kommission für eine europäische Verpackungsverordnung (Packaging & Packaging Waste Regulation – PPWR) in weiten Teilen dem Prinzip Kreislaufwirtschaft widerspricht, hat der Verband der Wellpappen-Industrie (VDW) in diesem Jahr bereits durch gut belegte Fakten gegenüber verschieden politischen Entscheidungsträgern deutlich gemacht (siehe auch Beitrag „Mit Mehrweg auf dem Irrweg“ in diesem Newsletter). Die Beiratsmitglieder stehen hinter dieser Position. Eine PPWR in der vorliegenden Form schade dem Stoffkreislauf faserbasierter Verpackungen wie Wellpappe und stelle keinen Fortschritt in Richtung nachhaltiger Verpackung dar, so die einhellige Meinung auf der Beiratssitzung im November. Dabei wollte man es nicht belassen: Um die dringend gebotenen Nachbesserungen zu bewirken, müsse auch ein Gremium wie der FÖV-Beirat seinen Einfluss geltend machen.

 

Wirksam auf Verbesserungen drängen kann die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke bei den im Frühjahr 2024 anstehenden Beratungen im Europäischen Ministerrat. Auf Lemkes Tisch landete schon kurz nach der Beiratssitzung ein Schreiben der Deutschen Umweltstiftung. Gemeinsam fordern darin deren Vorstandsvorsitzender Jörg Sommer und VDW-Geschäftsführer Dr. Oliver Wolfrum die Ministerin auf, ihren Einfluss geltend zu machen, damit eine verbesserte Fassung der PPWR im kommenden Jahr zur Abstimmung gelangt. Das Schreiben verweist auf Studienergebnisse, nach denen die vorgeschlagenen Regelungen erhebliche negative Folgewirkungen brächten. Der Appell aus dem FÖV-Beirat an Steffi Lemke: „Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass künftige Regelungen tatsächlich ökologischen Fortschritt bewirken. Nach unserer Überzeugung heißt das: Mehr Stoffkreislauf statt starrer Mehrwegquoten.“

 

Der Klimawandel sei das mit Abstand drängendste Umweltproblem und müsse stärker in den Fokus der Verpackungsdiskussion kommen, so der grundsätzliche Konsens auf der Sitzung. Wellpappe biete beim Thema Treibhausgas­emissionen Vorteile – eine Roadmap zur CO2-Neutralität sei daher ein sinnvoller nächster Schritt. Die Zusammenarbeit mit strategischen Partnern aus Industrie und Handel steht auf der Empfehlungsliste des Beirats für künftige FÖV-Projekte ganz oben. Ein Ergebnis einer solchen Kooperation könnte das Entwerfen eines natur- und gesellschafts­wissenschaftlichen Szenarios sein: Wie wird Kreislaufwirtschaft in 20, 30 oder 50 Jahren zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen? Wir dürfen gespannt sein.