Nachhaltigkeit: Warum faserbasierte Verpackungen die bessere Alternative sind

Am 4. März 2020 hat die EU-Kommission das erste gemeinsame Klimagesetz der Union vorgelegt. Demnach soll die EU bis 2050 unter Mitwirkung aller Mitgliedsländer klimaneutral sein. Zwar muss die Kommission aufgrund der Corona-Krise nun Teile dieser Pläne verschieben. Aber, so Kommissionspräsidentin von der Leyen mit Blick auf das Wirtschaftswachstum nach Corona: „Mit der globalen Erholung wird sich die Erderwärmung nicht verlangsamen.“

Mit der Initiative der EU rücken auch für Verbraucher, Industrie und Handel die Beiträge von Verpackungen zum Klimaschutz wieder verstärkt in den Fokus. „Das Klima erwärmt sich vor allem durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe“, sagt Jörg Sommer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung und Beirat des Forum Ökologisch Verpacken. Seiner Meinung nach gibt es zwei Möglichkeiten, um dem Klimawandel bei der Herstellung von Verpackungen entgegenzuwirken: „Erstens die Nutzung nachwachsender Rohstoffe und zweitens das Recycling.“ Sommer zufolge sei daher „der Einsatz von Kreislaufverpackungen aus Wellpappe sinnvoll, um solche aus erdölbasierten Kunststoffen zu ersetzen.“

Ob klassischer Einzelhandel, E-Commerce oder zwischenbetriebliche Logistik: Der Einsatz papier- basierter Verpackungen ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Der Ursprung dieses Materials liegt im Wald, denn für die Papierherstellung wird Bruch- und Durchforstungsholz nachhaltig bewirtschafteter Wälder verwendet. Diese verantwortungsvolle Nutzung von Wäldern durch große Branchen wie Möbel-, Bau- und Papierindustrie trägt dazu bei, dass der Waldbestand in Europa nicht nur erhalten bleibt, sondern sogar zunimmt. Laut aktuellem Waldbericht des WWF ist die Waldfläche in Europa (ohne Russland) zwischen 1990 und 2015 um 150.000 Quadratkilometer gewachsen – das ist fast doppelt so viel wie die Fläche Österreichs. Insgesamt verfügt der Kontinent über mehr als 10 Millionen Quadratkilometer Wald, am meisten gibt es in Schweden und Finnland. Deutschland ist etwa zu einem Drittel mit Wald bedeckt, Österreich fast zur Hälfte.

Nimmt der Waldbestand zu, ist das gut fürs Klima. Denn Bäume entziehen wie die meisten Pflanzen der Atmosphäre über die Photosynthese CO2, um damit Energie und Baustoffe für ihr Wachstum zu gewinnen. Dabei kann das Holz des Baumes mehr Kohlendioxid binden, als es selbst wiegt. Zum Wachstum benötigt eine Tonne Holz etwa 1,5 Tonnen CO2, das im Holz gebunden bleibt. Eine Faustregel lautet: Ein Kubikmeter Holz speichert eine Tonne Kohlendioxid. Diese Speicherfähigkeit der Zellstofffaser bleibt nahezu vollständig erhalten, wenn sie zu Papier und anschließend zu Wellpappe verarbeitet wird.

„Verpackungen aus Wellpappe werden zum großen Teil aus Recyclingmaterial hergestellt, nur etwa 20 Prozent sind Frischfasern“, so Sommer. „Beides basiert auf nachwachsenden Rohstoffen, Wellpappe ist also potentiell klimaneutral.“ Auf dem Weg zu einer neutralen CO2-Bilanz müsse die Branche den Blick natürlich auf die gesamte Lieferkette richten. Sommer: „Hier gibt es viele Stellen, wo Energie benötigt, CO2 emittiert und Rohstoff verarbeitet wird. Auf dem Weg zur Klimaneutralität braucht die Wellpappenindustrie die Mitwirkung aller Akteure.“

An der Verbesserung der Klimaauswirkungen ihrer Produktion arbeiten die Wellpappenhersteller und ihre bedeutendste Zulieferbranche, die Papierindustrie, seit Jahren – und das erfolgreich. So hat die Dachorganisation der europäischen Wellpappenverbände FEFCO ermittelt, dass der CO2-Fußabdruck für eine Tonne Wellpappe 2018 bei 531 kg CO2-Äquivalenten lag. Verglichen mit 2015 bedeutet das eine Verbesserung um elf Prozent. Das ist gut fürs Klima.

Ein ausführliches Interview mit Jörg Sommer finden Sie in ausgepackt 1/2020, dem Magazin des Verbandes der Wellpappen-Industrie.

Bild: Adobe Stock