Wertpapier: Wellpappen-Recycling zahlt sich aus

„Der Erlös geht zur Hälfte in die Klassenkassen und die andere Hälfte bekommt der Förderverein.“ Uta Schneider, Leiterin der Grundschule Glashütte südlich von Dresden, spricht von der Altpapiersammlung, die eine Finanzspritze für die Schule bedeutet. Schüler, Eltern und Großeltern bringen einige Wochen lang ihre alten Zeitungen, bemalten Hefte und gebrauchten Pappkartons zum Altpapierhändler und lassen den Erlös der Schule gutschreiben. Allein im Dezember 2017 kamen fast vier Tonnen Rohmaterial für die Papierfabriken zusammen. „Wir machen das seit vielen Jahren“, sagt Schneider, denn von dem Geld kann die Schule sich kleinere Anschaffungen zusätzlich leisten – zum Beispiel T-Shirts im Schuldesign oder eine neue Musikanlage.

 

Geld für Papier und Pappe

Neben Schulen bessern auch viele deutsche Kindergärten und Vereine so ihre Kassen auf. Beispielsweise sammelte der MV Weilheilm im südbadischen Tiengen im vergangenen Jahr in einer gut einstündigen Aktion etwa sieben Tonnen Papier, Pappe und Kartonage und erlöste damit mehrere hundert Euro. Grundsätzlich kann jeder Verbraucher selbst sein Altpapier zu Geld machen – in der DDR verdienten sich Kinder auf diese Weise ein Extra-Taschengeld. Sammelstellen in Sachsen zahlen zwischen sechs und sieben Cent pro Kilo. „Kein Online-Shopper kann also damit reich werden, wenn er die Versandschachteln nach dem Auspacken verkauft“, sagt Dr. Oliver Wolfrum, Generalbevollmächtigter des Forums Ökologisch Verpacken. „Aber die Tatsache, dass die gebrauchte Wellpappe einen Preis hat, zeigt: Diese Verpackungen sind kein wertloser Abfall, sondern ein sehr gefragter Rohstoff.“

 

Wellpappe ist Teil des vorbildlich funktionierenden Altpapier-Stoffkreislaufs, weil das Recycling von Zeitschriften und Wellpappenverpackungen sich lohnt. Je nach Marktlage bis zu 100 Euro zahlen Papierfabriken derzeit pro Tonne für Altpapier, den wichtigsten Rohstoff für die Papierherstellung. Obwohl der Preis marktüblichen Schwankungen unterliegt, bleibt die Sammlung, Sortierung und der Verkauf seit einigen Jahren ein Plusgeschäft – nicht nur für Schulen, Kitas und Vereine, sondern vor allem für private und kommunale Entsorgungsbetriebe.

 

Gemeinden profitieren

Im Landkreis Marburg-Biedenkopf in Hessen beispielsweise landen jedes Jahr etwa 16.000 Tonnen Papier und Pappe in den Altpapierbehältern der privaten Haushalte – 67 Kilogramm pro Einwohner. „Bereits seit 2011 schütten wir die Überschüsse, die wir bei der Altpapierverwertung erzielen, an die Kommunen aus“, erklärt Landrätin Kirsten Fründt, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Abfallwirtschaftsverbands Lahn-Fulda. „Pro Jahr konnten wir seither rund eine Million Euro als Erlösbeteiligung an die Kommunen im Landkreis Marburg-Biedenkopf auszahlen.“ Ähnlich sieht es im äußersten Westen der Republik aus. Der Vulkaneifel-Kreis hat 2015 rund 600.000 Euro durch den Verkauf von Altpapier und gebrauchten Kartonagen eingenommen.

 

Rund 75 Prozent des Rohstoffs der deutschen Papierindustrie kommen inzwischen aus Altpapier. Ein „Traumwert“, wie der Stern vor einigen Wochen schrieb. Wie kommt es dazu? „Die Industrie greift gern auf günstigere Recyclingfasern zurück“, sagt Henning Wilts, Leiter des Geschäftsfelds Kreislaufwirtschaft beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Was auch daran liege, dass die Ausgangsstoffe sortenrein erfasst werden. „Die Leute sind seit den 1970er Jahren daran gewöhnt, Papier, Pappe und Karton zu sammeln.“ Von diesem etablierten Recyclingsystem profitieren letztlich Unternehmen, Gesellschaft und Umwelt.