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„Wellpappe weist ein ausgesprochen hohes Öko-Effizienzniveau auf“

Dr. Siegfried Kreibe ist Geschäftsführer der bifa Umweltinstitut GmbH. In einer Studie für das Bayerische Umweltministerium untersuchte die bifa die Öko-Effizienz von fünf Papierprodukten anhand der jeweiligen Stoff- und Energiekreisläufe: Unbedruckte Wellpappe, Zeitung, Buch, Katalog und Küchenrolle wurden unter die Lupe genommen.

Herr Dr. Kreibe, wie bewerten Sie die Öko-Effizienz der Wellpappe?

In unserer Studie haben wir unter anderem den Herstellungsprozess unbedruckter Wellpappe untersucht. Für eine günstige Bewertung sprach die Tatsache, dass in Deutschland überwiegend Recyclingrohstoffe verarbeitet werden. Wellpappe weist daher ein ausgesprochen hohes Öko-Effizienzniveau auf.

Was sind die weiteren Kernergebnisse der Studie?

Angesichts der erheblichen pro Kopf verbrauchten Mengen der untersuchten Papierprodukte in Bayern sind deren Umweltauswirkungen überraschend gering. Es gibt aber durchaus Stellschrauben zur weiteren Verbesserung. So würde ein größerer Anteil erneuerbarer Energien im Strommix des öffentlichen Netzes die Ökobilanz der stromintensiven Herstellungsprozesse von Papierprodukten optimieren. Auch ein vermehrter Einsatz von Erdgas oder Ersatzbrennstoffen bei der eigenen Energieversorgung der Papierfabriken hätte erhebliche positive Auswirkungen.

Worauf führen Sie das gute Abschneiden der Papierprodukte zurück?

Im Wesentlichen sind hierfür drei Ursachen verantwortlich. Erstens werden die Verfahren zur Papierherstellung seit langer Zeit fortlaufend optimiert. Sie haben inzwischen ein hohes Effizienzniveau erreicht. Zweitens haben mengenmäßig wichtige Papierprodukte wie unbedruckte Wellpappe oder Zeitungen einen sehr hohen Anteil an Altpapier. Der dritte Grund ist, dass Papier aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz erzeugt wird. Papierfasern, die nicht mehr recyclingfähig sind, werden energetisch verwertet.

Das dabei freigesetzte CO2 wird in der Ökobilanz nicht als klimaschädlich betrachtet, weil Bäume nachwachsen und dabei die gleiche Menge CO2 wieder im Holz binden.

Welche Kosten- und Umweltvorteile bietet der Altpapiereinsatz in Wellpappenprodukten?

Die Herstellung von Recyclingpapier ist wesentlich weniger Umwelt belastend als die von Neuware. Wir haben berechnet, was die Folge wäre, wenn bei den in Bayern verbrauchten unbedruckten Wellpappenverpackungen der Altpapieranteil von 100 Prozent auf 60 Prozent gesenkt werden würde. In diesem Falle würden die Treibhausgasemissionen um 5,3 Millionen Kilogramm CO2 und die Stickoxidemissionen um mehr als 90.000 kg steigen. Die Kosten wären um etwa sieben Prozent höher.

Sie haben ermittelt, dass der Treibhauseffekt, der in Bayern von einer Milliarde Tageszeitungen verursacht wird, nur 0,2 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen des Landes ausmachen. Wie ist der entsprechende Wert der Wellpappe?

Die in Bayern jährlich verbrauchten 126.000 Tonnen unbedruckter Wellpappenverpackungen aus Altpapier sind für weniger als 0,1 Prozent der in Bayern verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

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