Jede Faser zählt
Unternehmen und Verbraucher sichern Rohstoffe aus Papier, Wellpappe und Karton – Interview mit Dr. Fritz Flanderka, Reclay Group
Ex und hopp war gestern. Längst hat sich in der Gesellschaft die Erkenntnis durchgesetzt, dass gebrauchte Verpackungen wertvolle Rohstoffe sind. Ihre Nutzung als Material für die Herstellung neuer Verpackungen ist ein Beitrag zur Ressourcenschonung und hilft, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu begrenzen. Bestes Beispiel sind Wellpappenverpackungen. Für FÖV-Beiratsmitglied Dr. Fritz Flanderka zählt die Beschäftigung mit diesem Thema zur täglichen Praxis. Er ist Geschäftsführer der Reclay Unternehmensgruppe. Entscheidend mitgewirkt hat Dr. Flanderka am Aufbau des DSD - Duales System Deutschland sowie der europäischen Dachorganisation.
Herr Dr. Flanderka, welche Rolle spielt Kreislaufwirtschaft auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft?
Ohne Kreislaufwirtschaft ist eine nachhaltige Zukunft nicht vorstellbar. Es hat sich inzwischen ein Bewusstsein etabliert, dass die zur Verfügung stehenden primären Rohstoffe endlich sind und wir deshalb auf das Schließen von Stoffkreisläufen angewiesen sind.
Wo stehen wir in Deutschland und Europa bei der Nutzung von Sekundärrohstoffen?
Insbesondere im Verpackungsbereich sind die erreichten Verwertungsquoten im internationalen Vergleich beeindruckend. Das gilt insbesondere für Papier, Pappe und Karton (PPK) sowie Glas aber auch bei der Verwertung von Kunststoffverpackungen sind wir international führend.
Wie bewerten Sie den gesetzlichen Rahmen?
Der gesetzliche Rahmen war bislang weitgehend national bestimmt. Das ändert sich gerade, da die EU mehr und mehr dazu übergeht, den Bereich der erweiterten Produzentenverantwortung über Verordnungen zu regeln, die unmittelbar in jedem Mitgliedstaat gelten. So gilt ab dem 12. August nächsten Jahres die Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR) in allen Mitgliedstaaten der europäischen Union und schafft damit einheitliche Zugangsvoraussetzungen zum Recycling von Verpackungen für 450 Millionen Einwohner. Das ist nach meiner Kenntnis die größte Umweltinitiative weltweit.
Welche Vorteile für zirkuläre Systeme bieten faserbasierte Verpackungen wie Wellpappe?
Wellpappe ist ein Verpackungsmaterial, das im Vergleich zu anderen Materialien leicht wiederverwertbar ist. Von daher ist es für eine echte Kreislaufwirtschaft geradezu privilegiert. Das erkennt auch die PPWR an, indem sie zum Beispiel Kisten aus Pappe oder Karton von den Anforderungen der Beteiligung an einem Wiederverwendungssystem ausnimmt.
Wie lässt sich das Recycling von Wellpappenverpackungen noch weiter verbessern?
Entscheidend ist das Sammelsystem. Hier gilt es insbesondere die Getrenntsammlung im gewerblichen Bereich weiter zu intensivieren. Die Umsetzung der Gewerbeabfallverordnung bleibt da leider hinter den Erwartungen.
Funktioniert das möglichst sortenreine Sammeln und Verwerten von Verpackungen so, wie Sie sich das vorstellen?
Im Haushaltsbereich sind wir inzwischen ganz gut aufgestellt. Hier bedarf es aber weiterer Verbraucheraufklärung, um die Anzahl der Fehlwürfe in den Sammelbehältern zu begrenzen. Im gewerblichen Bereich muss der Vollzug der Gewerbeabfallverordnung endlich erfolgen.
