Klimagerecht verpackt?

FÖV und Deutsche Umweltstiftung fragen Handelsunternehmen nach ihren Strategien

Alle reden davon. Der Handel handelt. Der Eindruck drängt sich jedenfalls auf, wenn es um Klimaschutz geht. Dabei macht ihr direkter Beitrag zu Treibhausgasemissionen nur den geringsten Teil aus. Weit größeren Einfluss haben die Händler auf die vorgelagerten Lieferketten und mit ihrer Sortiments- und Verpackungsauswahl auch auf die Klimawirkungen des Konsums. Ein wichtiger Baustein in ihren Nachhaltigkeitsstrategien ist die verstärkte Nutzung von recycelbaren Verpackungen. Dieses und weitere Ergebnisse einer aktuellen Befragung der Deutschen Umweltstiftung in Kooperation mit dem Forum Ökologisch Verpacken unter rund hundert überwiegend mittelständischen Unternehmen sind hier nachzulesen.

Deutlich wurde bei der Befragung, dass die Händler die Ziele der europäischen Verpackungsgesetzgebung Packaging & Packaging Waste Regulation (PPWR) als Beitrag zu besserem Klimaschutz begrüßen. Dazu zählen Optimierung der Verpackungsgröße zur Minimierung des Leerraums, weniger Gewicht und Volumen sowie insgesamt die Verminderung des Verpackungsaufkommens. Rund jeder zweite Befragte sieht es als wichtig an, dass EU-weit das Aufkommen von Kunststoffeinwegverpackungen zukünftig begrenzt werden soll. Das Ziel, mehr recyclingfähige Verpackungen zu nutzen, fanden fast 80 Prozent wichtig oder sehr wichtig. Ähnlich hohe Zustimmungswerte erhielt die Frage nach wiederverwendbaren Verpackungen.

Im Zusammenhang mit Mehrwegquoten, die ab 2030 EU-weit verbindlich gelten sollen, verweist die Studie auf die Sonderstellung von Wellpappenverpackungen. Als beispielhafte Kreislaufverpackungen mit einer Recyclingquote von 95 Prozent sind sie von diesen PPWR-Regelungen ausgenommen. Für den Bereich der Versandverpackungen liegt seit 2021 eine Analyse zur Treibhausgasbilanz vor, in der sich faserbasierte Verpackungslösungen in zwei von drei untersuchten Fällen gegen Mehrweg durchsetzen konnten.

Die herausragende Kreislauffähigkeit von Wellpappenverpackungen spielt denn auch bei den Nachhaltigkeitserwägungen der Unternehmen eine große Rolle. Das zeigt sich besonders beim Einsatz dieser Verpackungsart als Transportverpackung. Hier bewerteten rund 76 Prozent der Befragten diese Eigenschaft als relevant oder sehr relevant. Die ökologische Stärke faserbasierter Verpackungsvarianten wird auch deutlich bei einer Gegenüberstellung mit Kunststoff entlang gängiger Funktionen. Aus Sicht der Befragten sind Kunststoffverpackungen einerseits und im Vergleich dazu solche aus Papier, Pappe oder Karton mit Blick auf Schutz, Lagerung und Transport etwa gleichrangig zu bewerten. In puncto Klimaschutz sehen die Studienteilnehmer allerdings Wellpappe & Co klar im Vorteil.  Dr. Oliver Wolfrum, Generalbevollmächtigter des Forum Ökologisch Verpacken, sagt: „Vielfaches Recycling der Papierfasern trägt dazu bei, Energie und Rohstoffe einzusparen und hilft Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Die Relevanz geschlossener Stoffkreisläufe für den Kilmaschutz ist im Handel sehr präsent.“

Auch wenn sie mit den Zielen der PPWR einverstanden sind, mit den Konsequenzen für den betrieblichen Alltag hadern die Händler. Den drohenden Bürokratieaufwand bewerten knapp 80 Prozent als herausfordernd. Konkret befürchten die Betroffenen wachsenden personellen und finanziellen Aufwand für die Erfüllung gesetzlicher Berichts- und Kennzeichnungspflichten. Einen CSR-Bericht (Corporate Social Responsibility) erstellen erst wenige der zumeist mittelständischen Studienteilnehmer. Auch der Kenntnisstand beim Thema Klima und Verpackung ist noch gering: Nur ein Drittel der Unternehmen ist vollständig oder teilweise über den CO2-Fußabdruck der von ihnen genutzten Verpackungen informiert.

„Die Studie verdeutlicht, dass wir im Bereich nachhaltige Verpackungen ambitionierter vorangehen müssen. Dazu braucht es dringender denn je die Bereitschaft, im Sinne der Nachhaltigkeit zu kooperieren, in den Dialog zu treten und die Kräfte zu bündeln. Nur gemeinsam können wir Lösungen schaffen, um dem immensen Verpackungsaufkommen und dem fortschreitenden Klimawandel wirksam entgegenzutreten“, sagt Jörg Sommer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Umweltstiftung. Das Potenzial bei Kommunikation und Kooperation unterstreicht auch dieses Studienergebnis: In Sachen Klimaschutz suchen die Befragten vor allem den Kontakt zu Herstellern und Kunden und deutlich seltener zu Akteuren aus Politik und Verwaltung, Wissenschaft oder Zivilgesellschaft.